Von China um die Welt

Unser Couchsurfer aus China erstaunte uns mit seiner unglaublichen Geschichte. Ein gekauftes Flugticket raus aus seiner Heimat und weg von allen, die er kannte, brachten ihn mit 18 Jahren nach Singapur. Er erzählt uns, dass es der 1. April war, an dem er seiner Familie sagte, dass er gehen werde und sich sein Leben nicht vorschreiben liesse, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre für ihn in China. Sie glauben ihm nicht, denken es sei nur ein Aprilscherz. 

"Das war die einzige Möglichkeit, es ihnen mitzuteilen und trotzdem sicher zu sein, dass sie mich nicht aufhalten können."

Er kommt nach Singapur. Ohne Job, ohne Abschied von Zuhause, ohne Plan, ohne Geld. Gestrandet in einer fremden Stadt aus Künstlichkeit, in der viel zu vieles oberflächlich scheint. Er erzählt uns von einer Nacht, in der er nichts mehr hatte. 

"Ich stand da, auf der Strasse und weinte. Ich hatte keinen Ort zum Übernachten und kein Geld mehr. Ich sagte mir dann, entweder du rufst am nächsten Tag deine Eltern an und bittest sie um Entschuldigung. Oder du gehst noch einmal los und versuchst ein letztes Mal einen Job zu finden."

Er ruft nicht an und trifft einen Typen, der ihn als Barkeeper anstellt, trotz null Erfahrung. Heute acht Jahre danach, reist er um die Welt mit einem Rucksack und seinen glänzenden Barkeeperbechern. Die Not wurde zur Passion - ein sich durch die Welt mixen mit Alkohol und Zucker. Gefährlich süss. Per Autostopp durch die Länder, von Couch zu Couch, immer mit vielen neuen Freunden, immer alleine. Seine Tattoo's liess er sich in verschiedenen Ländern stechen, er weiss nicht mehr ganz genau, was von wo stammt. 

Er taucht für ein paar Tage ein in unser Leben, wir in seines. 

"Ich tanze eigentlich nicht gerne. Als Kind hatte ich Tanzunterricht in der Schule und weil ich nicht gut war, bekam ich oft eine Ohrfeige von meiner Lehrerin."

Trotzdem bringen wir ihn an der Langstrasse zum Tanzen. Wir trinken Cocktails unterm Sternenhimmel auf unserem Balkon, reden über Gott und die Welt und das Unterwegssein - egal ob Zuhause oder nicht, das Leben und so halt. Zurück nach China möchte er nicht - noch nicht, auch nicht zu Besuch. Seine Geschichten sind faszinierend und bedrückend zugleich, wir wünschen ihm nur das Beste!