Bunte Plastiksäcke

Vor Kurzem haben wir schon von dem kleinen magischen Ort Manglaralto erzählt. Der Pfarrei mit den zwei schweizer Schwestern und dem Pfarrer aus Solothurn mitten im gemeinten Nirgendwo von Ecuador, umgeben von Palmen, Avocadobäumen und dankbaren Menschen. 
Wir besuchten den Ort auch an einem Sonntag. Ein Raum voll älterer, in diesem Moment zufrieden wirkender Menschen begrüsste uns, auch eine Familie ist noch da. Jeden Sonntag machen sie den Weg dorthin und holen bunte Plastiksäcke mit abgewogenem Reis, Dosenthunfisch oder Zucker darin ab.

"Die Essensausgabe ist hauptsächlich für ältere Leute gedacht, doch manchmal haben wir auch Familien, die es mit ihrem eigenen Verdienst nicht schaffen, für alle genügen Essen zu kaufen."

Gabriela, die schweizer Schwester ist zusammen mit Barbara Gründerin des Projekts. Was sie tun, tun sie von Herzen, das merken wir sofort. Erzählen sie von ihrer Arbeit, tun sie das anders als die meisten Menschen hier in der Schweiz. Sie erzählen nicht als erstes von Stress, von zu strenger Arbeit, von den Problemen. Sie erzählen uns von dankbaren Menschen, von dem Sinn ihrer Arbeit und der Notwendigkeit. Davon, wie ein blauer, gefüllter Plastiksack die Leute zum Lächeln bringt. 

Gross werden wir angekündigt, jeder weiss sofort, dass wir da sind. Sie freuen sich über unsere Anwesenheit und auch unsere Kameras scheinen kein bisschen zu stören. Ältere Menschen lächeln uns an, gedulden sich natürlich wartend vor der Kamera und ein kleines Mädchen beäugt uns misstrauisch und rückt etwas näher zu ihrem Mami heran. 

"Es gibt in Ecuador zwar eine Altersvorsorge, doch die Renten müssen direkt bei der dazu zuständigen Stelle persönlich abgeholt werden. Diese ist eine halbe Tagesreise mit dem Bus entfernt und die alten Leute müssen da teils Stunden in der Hitze anstehen, bevor sie drankommen. Und dies jeden Monat wieder aufs Neue. Für viele ist das schlicht und einfach nicht machbar."

Wir gehen mit, schiessen Portraits, halten das Projekt fest. Alle sind freundlich, lächeln in die Kamera und verhalten sich als wären Fotografinnen nichts ausserordentliches. Als alle ihren Sack haben, rufen sie uns ein "Buenas dias" zu, laufen über den grossen Platz und verschwinden in dem vielen Grün. Wie Kinder, die gerade mit ihren Weihnachtsgeschenken ins Zimmer huschten.